Der Herr, enttäuscht vom Zustand seiner Schöpfung, beschließt, die Menschen zu besuchen, um zu sehen, was sie aus ihrer geistigen Freiheit gemacht haben.Die Involution geschah auf einen Marktplatz in Bitterfeld.Der Herr stand da, in Jeans und einem einfachen ,alten, grauen Pullover, inmitten von Bitterfeld. Es roch nach Thüringer Bratwurst und altem Beton. Die Fassaden waren eine Mischung aus DDR-Charme und liebloser Nachwende-Tristesse. Das Schild von "Mc Geiz" flimmerte billig im Oktober licht.
Er sah nicht nur die Hülle, er sah die Seele. Ein junger Mann huschte vorbei, die Kopfhörer auf Maximum. In seiner Aura tobte ein Sturm aus unerfüllten Erwartungen und der dumpfen Angst, nicht genug zu sein. Eine Frau mittleren Alters schob ihren Einkaufswagen mit der Last einer gescheiterten Ehe und der Sorge um ihre Arbeitsstelle. Sie war ein Mosaik aus zerbrochenem Selbstwertgefühl. Der Herr sah, wie die ursprüngliche, strahlende Farbe jedes Meisterwerks durch eine Schicht aus Müssen, Haben, Sollen und Vergleichen erstickt wurde.
"Bitter ist es in Bitterfeld," flüsterte er erneut. Es war nicht nur der Name der Stadt, es war die Essenz der menschlichen Erfahrung geworden.
Er schloss die Augen für einen Moment, eine halbe Ewigkeit im himmlischen Sinne. Als er sie wieder öffnete, wusste er, dass Zorn nutzlos war. Nur Liebe konnte das Meer zurückdrängen.Das Meer der Verzweifelung,der Angst,der Lieblosigkeit,der Tränen, das Meer des Nicht Glaubens.
Er betrat das Hotel Zur Sonne – ein Name, der ironisch hell über dem grauen Eingang prangte. Der Empfang war nüchtern.
"Drei Zimmer bitte," sagte der Herr mit einer Stimme, die leise, aber von unerschütterlicher Autorität war. "Für unbestimmte Zeit."
Währenddessen, hoch über der Erde, materialisierten sich Philo und Sofie. Sie waren keine Engel im klassischen Sinne, sondern reine Energie. Philo, dessen Aura in sanftem Gold pulsierte, trug das Wissen um die ursprüngliche Bauanleitung der menschlichen Seele. Sofie, umgeben von einem hellblauen Schimmer, war die Hüterin der reinen, bedingungslosen Herzensliebe.
Sie landeten nicht auf dem Marktplatz, sondern in einem kleinen Tier- Park , wo Herbstlaub in Pfützen lag. Die Tiere und die Kinder im Park erkannten sie sofort und machten einen Freuden Lärm. Ihr Auftrag war klar: Zuerst mussten sie jene finden, deren Meisterwerke noch leicht sichtbar waren, die sich noch erinnerten, auch nur im tiefsten Unterbewusstsein.
Philo und Sofie begannen ihre Arbeit leise. Sie taten nichts Auffälliges. Sie saßen auf Bänken und hörten zu. Sie kauften ein in kleinen Läden und gaben ein Lächeln weiter, das so rein war, dass es die Schicht des Zynismus für einen Herzschlag durchbrach. Ihre bloße Anwesenheit wirkte wie ein leiser Sonarimpuls, der die verschütteten Meisterwerke im Meer der Verzweiflung aufspürte.
Der Herr saß in seinem Hotelzimmer, das Fenster blickte auf den tristen Hinterhof. Er sah, wie Philo und Sofie anfingen, behutsam den "dreckigen Sand"der auf den Menschen lag abzuwischen. Ein älterer Mann, der täglich am Hotel vorbeiging und immer grimmig dreinschaute, sah Sofie an. Sie lächelte ihn nicht nur an, sie sah ihn an. Und für einen Augenblick spürte der Mann ein Echo seiner Kindheit, eine Erinnerung an das ungetrübte, einzigartige Wesen, das er einmal war, bevor Bitterfeld, bevor das Leben ihn bedeckte.
Der Herr wusste, dass es ein langer Prozess sein würde, ein Werk der göttlichen Geduld, das in einem kleinen deutschen Ort begann. Er würde warten. Er würde lieben. Die Reinigung der Menschheit hatte in Zimmer 369 des Hotels Zur Sonne in Bitterfeld begonnen.
Auszug aus meinem Buch "The Mind Contol" übersetzt aus dem englischen. Kapitel :" Annual renewal of the contract"